Mees van Velzen gründete MrWork vor 11 Jahren aus seiner eigenen Frustration über den Bewerbungsprozess heraus. "Langatmig und einseitig", nannte er es. "Bewerber mussten sich vor allem selbst verkaufen, während sie oft wenig über die Mission, die Vision und die Werte eines Unternehmens wussten. Der Bewerbungsprozess könnte viel gleichberechtigter sein, meinte Mees. "Umgekehrt gilt das für das Unternehmen genauso wie für den Bewerber!"
Mees gründete MrWork mit der Idee, den Bewerbungsprozess sowohl für Personalvermittler als auch für Bewerber zu verbessern. Trotz der damaligen Wirtschaftskrise und des anfänglichen Widerstands von Unternehmen baute er ein System, mit dem freie Stellen automatisch in LinkedIn-Gruppen geteilt wurden. Damit war MrWork das erste Unternehmen in den Niederlanden, das latent Arbeitssuchende ansprach und viel Aufmerksamkeit erregte. MrWork entwickelte sich von einem sogenannten "Multipost-System" zu einer Medienagentur mit umfassenden Kenntnissen im Online-Marketing für die Personalbeschaffung. Im Jahr 2019 vollzog das Unternehmen einen entscheidenden Wandel hin zu einem Technologieunternehmen, das sich auf die Marketingautomatisierung konzentriert, um seine ursprüngliche Mission eines gleichberechtigteren Bewerbungsprozesses zu erreichen.
Wie haben Sie dafür gesorgt, dass das Bewerbungsverfahren so gleichberechtigt ist?
"Mit der Umstellung auf Technologie im Jahr 2019 haben wir unsere ursprüngliche Idee wirklich umgesetzt. Wir bieten Unternehmen nun die Möglichkeit, Kandidaten auf eine ansprechende Art und Weise kennenzulernen. Die Kandidaten müssen nicht mehr einen traditionellen Bewerbungsprozess durchlaufen; sie können über die Website Fragen stellen und erhalten automatisierte Antworten über WhatsApp. Dies hebt die Anonymität der Talente auf und bietet sowohl den Personalverantwortlichen als auch den Kandidaten ein besseres Erlebnis.
Unternehmen können unsere Technologie nutzen, um alte Bewerber in ihrem ATS-System per Mail, WhatsApp und SMS zu reaktivieren. Ehemalige Bewerber, die das Unternehmen verlassen haben, können erneut angesprochen werden, so dass die Unternehmen verschiedene Talentpools warmhalten können. Personalvermittler erhalten qualifizierte Kandidaten, mit denen sie ursprünglich über WhatsApp gesprochen haben. Dies führt zu einem schnelleren und effektiveren Matching."
"Die traditionelle Bewerbung ist oft ein langsamer Prozess mit einer niedrigen Umwandlungsrate. Nur 1 % der Besucher einer 'Arbeiten bei'-Seite bewerben sich tatsächlich. Unsere Technologie hebt die Anonymität der anderen 99 % auf, was die Konversionsrate deutlich erhöht."
Was ist die übergreifende Vision von MrWork für die Zukunft der Personalbeschaffung und wie sehen Sie die Rolle der Marketing-Automatisierung darin verändert?
"Angesichts des angespannten Arbeitsmarktes, der zum Teil auf die Überalterung der Bevölkerung zurückzuführen ist, wollen wir die Unternehmen unabhängiger von teuren Ad-hoc-Einstellungen machen. Unser Ziel ist es, die Zeit bis zur Einstellung auf Null zu bringen, indem wir immer einen Pool von interessierten Kandidaten für jede Stelle bereithalten. So können Unternehmen viel effizienter arbeiten und schneller die richtigen Mitarbeiter finden.
Die Marketingautomatisierung spielt bei dieser Vision eine entscheidende Rolle. Durch automatisierte Prozesse können Unternehmen ihre aktuellen Talentpools besser nutzen und potenzielle Kandidaten effektiv erreichen, ohne sich auf traditionelle Rekrutierungsmethoden verlassen zu müssen. Dies gewährleistet einen kontinuierlichen Fluss potenzieller Kandidaten, die jederzeit verfügbar sind.
Können Sie ein bewährtes Verfahren für Personalvermittler nennen, die an automatisierten Marketingkampagnen arbeiten, um Talente zu gewinnen?
"Ein gutes Beispiel ist ein großes Logistikunternehmen, das Fahrer sucht. Zuvor mussten die Fahrer ein Anschreiben verfassen und einen Lebenslauf hochladen, was für die Fahrer oft ein Stolperstein war, da einige keinen Lebenslauf hatten. Durch die Vereinfachung des Prozesses mit einem WhatsApp-Popup auf der Website konnte die Konversionsrate von 1 % auf 10 % gesteigert werden. Die Fahrer können sich nun ganz einfach über WhatsApp bewerben, was die Hürde erheblich senkt. Wir sehen, dass dieser Prozess sowohl für die Praktiker als auch für die Vorgesetzten sehr viel angenehmer ist."
Wie verändert sich die Art und Weise, wie Personalvermittler Leads generieren, durch die Automatisierung, die MrWork bietet, und was macht diesen Prozess effektiver als traditionelle Methoden?
"Traditionelle Werbung zielt auf aktive Arbeitssuchende ab. Mit unserer Technologie können Personalvermittler nun auch latent Arbeitssuchende erreichen und den Bewerbungsprozess zugänglich machen, was mehr Menschen dazu bringt, sich zu melden. Dies verändert die Rolle der Personalvermittler, die nun mehr Zeit damit verbringen können, die Kandidaten zu überzeugen, anstatt nur Lebensläufe zu scannen.
Die Automatisierung gewährleistet eine schnellere Weiterverfolgung von Leads, was auf dem heutigen Arbeitsmarkt entscheidend ist. Durch die Automatisierung der Erstkontakte können sich die Personalvermittler auf wertvolle Interaktionen mit qualifizierten Kandidaten konzentrieren, was die Effizienz und Effektivität des Einstellungsprozesses deutlich erhöht."
Wie weit kann Ihrer Meinung nach die Automatisierung in der Personalbeschaffung gehen, ohne dass der persönliche Aspekt der Personalbeschaffung verloren geht? Welche Aspekte überlassen Sie bewusst den Personalvermittlern?
"Der persönliche Aspekt ist nach wie vor wichtig. Die Bewerber wollen einen schnellen persönlichen Kontakt, um sich ein Bild von der Kultur eines Unternehmens zu machen. Die Automatisierung kann bei der Qualifizierung von Bewerbern helfen, aber sobald es einen geeigneten Kandidaten gibt, sollte so schnell wie möglich ein persönlicher Kontakt stattfinden. Dies ist nach wie vor die Aufgabe des Personalvermittlers.
Die Automatisierung eignet sich also besonders gut für die Erledigung sich wiederholender Aufgaben und die Kontaktaufnahme, aber das persönliche Gespräch ist unverzichtbar, um die kulturelle Eignung zu beurteilen und eine starke Beziehung zum Kandidaten aufzubauen. Das richtige Gleichgewicht zwischen Automatisierung und persönlicher Interaktion zu finden, ist meiner Meinung nach der Schlüssel zu einer erfolgreichen Personalbeschaffung.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Veränderungen in der Arbeitsweise von Personalvermittlern in den nächsten 5 bis 10 Jahren?
"KI wird eine größere Rolle bei der Personalbeschaffung spielen. Der Bewerbungsprozess und die Qualifizierung der Bewerber werden weitgehend automatisiert sein. Personalvermittler werden mehr zu Verkäufern von Arbeitsverträgen, da sie die Kandidaten überzeugen müssen. Die Produktivität der Personalvermittler wird durch technologische Entwicklungen und Marketing-Automatisierung enorm steigen, was letztlich zu einer schnelleren und effektiveren Personalbeschaffung führt.
Personalvermittler haben dank KI mehr Zeit für strategische Aufgaben und den Aufbau von Beziehungen. Der Schwerpunkt verlagert sich von der Verwaltungsarbeit auf die Überzeugung und Bindung von Talenten. Dies schafft einen dynamischeren und effektiveren Ansatz für die Personalbeschaffung, bei dem Technologie und menschliche Interaktion Hand in Hand gehen.